Faires Banking

5: Was ist eigentlich Faires Banking und warum unterstützen die meisten von uns Rüstungshersteller, Unternehmen aus der Öl- und Gasförderung oder Tabakunternehmen ohne etwas davon zu wissen?

 

Mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftige ich mich schon länger, aber dass Banken etwas damit zu tun haben, habe ich erst letzten Sommer durch Zufall erfahren. Damals habe ich auf Instagram Werbung für die Tomorrow-Bank gesehen. „Dein Geld. Dein Impact. Banking für ein besseres Morgen.“ steht auf der Instagram-Seite von Tomorrow.
Mein Interesse war definitiv geweckt und ich habe erstmal gegooglet, habe versucht herauszufinden, was Banking denn mit Nachhaltigkeit zu tun hat.
Und ich war schockiert.

 

Die Banken verdienen ihr Geld im Grunde damit, dass sie das Geld, das wir bei ihnen hinterlegen, in Unternehmen, Projekte etc. investieren. So weit, so gut.
Ich bin bei meiner Recherche auf die Website fairfinanceguide.de gestoßen.
Dort habe ich herausgefunden, dass die meisten Banken in die Produktion von Waffen investieren. Dass sie Unternehmen Kredite gewähren, die gegen Menschenrechte verstoßen. Dass sie bei der Auswahl ihrer Investitionen keine Rücksicht auf Arbeitsrechte nehmen.
Die großen Banken investieren bewusst in Unternehmen, die sich nicht für das Wohl der Menschen oder der Umwelt interessieren, weil sie dadurch die größten finanziellen Profite erlangen.

 

Zuerst habe ich gedacht „Ja, das machen bestimmt viele Banken, aber doch nicht meine. Die Mitarbeiter sind doch alle nett. Auf der Website gibt es doch sogar eine eigene Nachhaltigkeits-Rubrik.“.
Da habe ich mich leider getäuscht. LBBW, Commerzbank, Deutsche Bank, HypoVereinsbank, Volksbank, Bayern LB und Sparkasse haben auf der Website des Fair Finance Guides alle unter 50% der Gesamtpunktzahl erhalten.
Diese Punktzahl geht aus den Bewertungskriterien des Guides heraus.
Diese sind Klimaschutz, Korruption, Gender Equality, Menschenrechte, Arbeitsrechte, Natur und Umwelt, Steuern, Rüstung, Nahrungsmittel, Forstwirtschaft, Bergbau, Öl und Gas, Energieerzeugung, Entlohnung und Boni sowie Transparenz und Rechenschaft.
Einbezogen werden die Selbstverpflichtungen der Banken (die meist sehr hoch angesetzt sind, Stichwort Greenwashing), sowie die Praxis, welche dann doch sehr enttäuschend ist.

 

Um das deutlicher zu machen, hier ein paar Beispiele von der Kreissparkasse KölnBonn:

 

4% beim Thema Menschenrechte, weil: Vertrieb des Investmentfonds „Deka-Dividenden RheinEdition“, welches Wertpapiere der Unternehmen BHP Billiton, Eni und Rio Tinto enthält.
BHP wird vorgeworfen, u.a. in Lateinamerika durch Umsiedlungen im Umfeld von Minen und der Beeinträchtigung des Zugangs zu Wasser und Nahrung verschiedener Bevölkerungsgruppen gegen fundamentale Menschenrechte zu verstoßen. Im Jahr 2015 kam es zum Dammbruch einer Eisenerzmine des Unternehmens in Brasilien, durch den mehrere Dörfer zerstört wurden und mindestens 19 Menschen starben.
Eni betreibt Öl-Pipelines in Afrika. Durch zahlreiche Ölaustritte und die daraus resultierende Umweltverschmutzung wurde die Lebensmittelsicherheit der Bevölkerung gefährdet. Zudem wird dem Unternehmen vorgeworfen, jahrzehntelang Überflutungen in Nigeria ausgelöst zu haben, durch die die Gesundheit, das Eigentum und der Lebensraum der Bewohner geschädigt wurden.
Rio Tinto wird vorgeworfen, in Papua-Neuguinea Beihilfe zu Kriegsverbrechen geleistet zu haben. Zudem stehen verschiedene Minen des Unternehmens im Zusammenhang mit der Zwangsumsiedlung indigener Bevölkerungsgruppen.

 

0% beim Thema Rüstung, weil: Im gleichen Investmentfonds, wie oben genannt, sind auch Wertpapiere von vier von zehn Rüstungsherstellern enthalten. BAE Systems, MTU Aero Engines, Rheinmetall und ThyssenKrupp werden im Bericht ‚Dirty Profits – unser Geld für Rüstungsexporte in Kriegs- und Krisengebieten‘ dafür kritisiert, Waffen und Militärgüter in Länder zu exportieren, welche im Jemen-Krieg verwickelt sind.
BAE Systems produziert Panzer, Kampfjets, atomar bewaffnete U-Boote und weitere Waffensysteme.
MTU Aero Engines stellt Triebwerke, unter anderem auch für militärische Flugzeuge, her.
ThyssenKrupp ist besonders bei der Produktion von Militärschiffen und U-Booten aktiv.

 

Dies sind nur zwei der 15 Themen, bei denen die Kreissparkasse KölnBonn übrigens überall sehr schlecht abschneidet. Wen es genauer interessiert, kann sich natürlich gerne unter dem unten genannten Link genauer über die verschiedenen Banken informieren.

 

Ich persönlich würde mein Geld niemals in die Rüstungs- oder Kohleindustrie und in menschenrechtsverachtende Unternehmen investieren. Trotzdem wurde genau das mit meinem Geld bis zu diesem Jahr gemacht.

 

Anfang dieses Jahres habe ich nämlich endlich meine Bank gewechselt.
Denn wir haben glücklicherweise die Wahl. Wir müssen unser Geld nicht in den oben genannten Banken einlagern.

 

Zum Glück gibt es inzwischen einige Banken, die sich der Problematik unseres Weltsystems bewusst sind und denen ihr finanzieller Profit nicht so wichtig ist, wie die Einhaltung von Menschenrechten und die Nachhaltigkeit.
Zu diesen Banken gehören laut Fair Finance Guide die GLS Bank, die Ethik Bank, die Triodos Bank und die KD-Bank (natürlich enthält der Guide nicht alle deutschen Banken, sondern nur eine Auswahl). Diese Banken sind sozial-ökologisch orientiert und setzen sich für Themen, wie Menschen- und Arbeitsrechte und Klima- und Umweltschutz ein.

 

Ich persönlich habe mich für die Tomorrow Bank entschieden. Diese ist eine rein mobile Bank, verfügt also nicht über eine Filiale.
Mit meiner Visa-Debitkarte kann ich an so ziemlich allen Geld-Automaten bis zu 3 Mal im Monat kostenfrei Geld abheben, was für mich mehr als ausreichend ist.
Normalerweise würde jedes Mal, wenn jemand etwas in einem beliebigen Geschäft mit der Karte bezahlt, 0,2% des Betrags der Transaktion vom Händler an die Bank gezahlt werden. Von diesem Betrag wird bei der Tomorrow Bank bedrohter Regenwald geschützt. In der App kann ich nach jeder Zahlung sehen, wie viele Quadratmeter durch meine Zahlung geschützt werden können. Dadurch entstehen für mich natürlich keinerlei Zusatzkosten.
Auf der Website wird ausführlich über die Investitionen der Bank aufgeklärt, sodass ich mir sicher sein kann, dass mein Geld nur in nachhaltige Projekte fließt.
Von meinem Geld werden nun Mikrokredite in Entwicklungsländern investiert, durch ‚Green Bonds‘ werden erneuerbare Energien ausgebaut und in Uganda entstehen Bohrlöcher, damit die Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.

 

Ich bin stolz darauf, dass meine Bank nicht in dreckige Geschäfte verwickelt ist und kann jedem und jeder ans Herz legen, sich bitte über das Thema zu informieren und sich, sofern noch nicht geschehen, nach einer nachhaltigen Bank umzuschauen.
Der Wechsel einer Bank macht keinen großen Aufwand, man muss sein Leben nicht umstellen, und kann trotzdem einen riesigen Einfluss haben.
Denn es geht uns alle etwas an, wie unsere Welt gerade ist und wie sie in Zukunft sein soll.

 

Hier noch zwei Links zum Weiter-Recherchieren und Bank-Wechseln:

 

https://www.fairfinanceguide.de/

tomorrow.one/?r=eRsJHaCg

 

 

Über Rückmeldungen über diesen oder einen anderen Artikel von mir würde ich mich übrigens sehr freuen. Schreibt gerne eine E-Mail an judithmai@web.de.

 von Judith Maier